PERCIPIO ERGO SUM ist das zweite Solo-Album des Multiinstrumentalisten und Produzenten Jens Lueck (u.a. Syrinx Call, Isgaard), alias SINGLE CELLED ORGANISM.
Klar verwurzelt im Art- und Progressive Rock der 70er wird der Bogen weit gespannt: Post Rock, Alternative, Soundtrack und elektronische Einwürfe, durchzogen von markanten Rhythmen und eigenständigen Gitarrenriffs. Wie ein roter Faden ziehen sich immer wieder mehrstimmige Gesangspassagen und spannende Soli, die trotz ihrer Komplexität nie die Melodiösität verlieren, durch die Stücke. Jens Lueck, der am Klavier groß geworden ist und später hauptsächlich als Schlagzeuger auf der Bühne stand, hatte bei diesem Album während des Komponierens häufg die Gitarre in der Hand – das Ergebnis sind viele unorthodoxe Gitarrenparts, die von Ingo Salzmann (der eigene Soli beigesteuert hat) und Johnny Beck sowie von Jürgen Osuchowski an der Akustikgitarre hervorragend umgesetzt wurden.
Wie bei allen Lueck'schen Projekten kamen auch wieder echte Streicher (für die Orchester-Simulation im Overdub-Verfahren) zum Einsatz und Jens Luecks Lebensgefährtin ISGAARD übernahm wieder die Gesangsparts der weiblichen Protagonistin.
PERCIPIO ERGO SUM ist erneut ein Konzeptalbum und führt die Geschichte des Vorgängeralbums SPLINTER IN THE EYE weiter (mehr dazu auf der Webseite www.singlecelledorganism.com). Die beiden Protagonisten haben den Untergang der Zivilisation und den Wiederaufbau überlebt und leiden - jeder für sich, ohne einanderpersönlich zu begegnen – unter der Vergangenheit ebenso wie unter der Gegenwart. Die „schöne, neue Welt“ missfällt beiden, jedoch auf unterschiedliche Weise.
Im Zentrum steht das so genannte TV-Girl mit seiner Wahrnehmung der Zivilisation, der Menschen, der Welt schlechthin, denn all das ist für die Anfang 20-Jährige, die 16 Jahre als Versuchsobjekt in einem abgeschotteten Bunker (ohne Kenntnis von der Existenz der Außenwelt/anderer Menschen) verbracht hat, komplett neu.
Im Kern unterscheidet sie sich grundsätzlich von den anderen Menschen, die entweder meinungslos und uninteressiert oder maßgeblich durch das kartesianische Weltbild („cogito, ergo sum“ = „ich denke, also bin ich“) geprägt sind.
Ihr Credo lautet PERCIPIO ERGO SUM (= ich nehme wahr, also bin ich), denn sie versteht sich selbst als Teil eines Ganzen und defniert sich über Interaktion.
Die Haltung beider Protagonisten ist durchaus als Kritik an der Menschheit im Zeitalter des Anthropozäns zu verstehen.
01 She’s Awake
02 The Final Door
03 I’d Like To See
04 Ride On A Ray
05 Doubts
06 Save Me From Dreaming
07 I’m Not Human
08 Hey You
09 Humble
10 Entanglement Runs Off
11 Inhale The Dark