Tobias Ebert - Keiner EP (CD)
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Normaler Preis €8,00Tobias Ebert heißt der Singer/Songwriter, er lebt in Berlin. Wir erfahren noch, wo genau. Nur kurz noch “Keiner” fertig hören, das Titelstück dieser Debüt-EP. Da geht es um den Unbekannten, der immer mitläuft durchs Leben. Eben um den, der dieser Sammlung von vier Songs seinen Namen gibt. Es geht um „Keinen“. Das ist jener, der dem singenden Ich ganz nah zu kommen scheint und genauso häufig sich weit entfernen zu vermag. “Keiner” könnte ein Lied sein aus den Solo-Jahren Rio Reisers. Hinter dem ganz Privaten versteckt sich eine Vergangenheit des Politischen, und auch das Nachdenkend-Empfindsame tritt auf in Form einer dynamischen, gegen Irgendwas aufbegehrenden Stimme.
Das Private ist steht ganz im Vordergrund auf diesen vier Songs. In “Wonderyear” erlaubt es sich Tobias Ebert sogar, nostalgisch zu werden, so richtig mit Rückblicken auf Sprünge vom Zehner im Freibad und Violinen im Refrain. Die Szene: Liebessommer, Romantiksonne, Treffen in den Verstecken der Verliebten. Es bleibt offen, ob sich das „Wonderyear“ fortgesetzt hat, doch es überwiegt die Hoffnung auf ein gutes Ende.
Zumindest lebt Tobias Ebert heute in Berlin, in Pankow, wo sich Fuchs und Hase “Gute Nacht”, nee Quatsch, Nachbar und Nachbarin “Guten Tag” sagen. Das Lied dazu kommt hereinspaziert über das Schlagzeug, das Nachtleben also innerhalb der klassischen Rock-Instrumentation. Zwischen Anfang und Ende ein Abgesang auf alles Große und Anstrengende. Die Feier des Kleinen, Leisen, des Face-to-Face-Miteinanders. In diesem Milieu dürfen wir Tobias Ebert selbst suchen.
Seine Songs klingen, als habe er in einem anderen Leben Häuser besetzt oder zumindest auf nicht sanierten Dachstühlen in Prenzlauer Berg gekifft. Vor einigen, vielen Jahren, vor einigen Leben. Dabei begleitet er sich selbst am Klavier und kehrt damit zurück zum Ur-Instrument, nachdem Tobias Ebert in den jüngeren Jahren auf die E-Gitarre gesetzt hatte. Derzeit (bzw. wenn wieder möglich) ist Tobias Ebert unterwegs als Pianist des Singer/Songwriter-Kollegen Florian Glässing. Der kleine Blonde steht auch darüberhinaus auf den Bühnen, mit Solo-Auftritten bei Festivals für Akustik-Pop. Und als Tenor des Chor hkw, der Sopran-Alt-Tenor-Bass-Verschwisterung des Berliner Hauses der Kulturen der Welt.
Schon lange, seit dem Jahr 2000, ist Tobias Ebert dabei. Da wirkt es rekordverdächtig, dass er noch nie solo veröffentlichen wollte. Jetzt ist es soweit. Auch mit dem Song “Die Brüche” dieser Debüt-EP, produziert vom bereits erwähnten Florian Glässing, erzählt Ebert eine Geschichte vom Erwachsenwerden und Erwachsensein, von der Zufriedenheit, die im Spektrum zwischen Popjugend und Poprebellion geschliffen worden ist.
Ideal also, dass “Pankow” endet auf einem Hammond-Orgel-Blubb; mithin auf der Bio-Schlagsahne der Rock-Instrumente.
Christoph Braun
01 Keiner
02 Wonderyear
03 Die Brüche
04 Pankow