Steve Baker - Perfect Getaway (CD)
Mit seinem ersten Soloalbum „Perfect Getaway“ zeigt sich der gebürtige Londoner Steve Baker von einer bisher kaum bekannten Seite und erfindet sich neu als Sänger und Komponist. Er ist bekannt für seine wegweisende Arbeit als Leitfigur der europäischen Mundharmonikaszene. Kongenial und stilistisch vielseitig ist auch seine Arbeit als Begleiter und Partner von Künstlern wie Franz-Josef Degenhardt, Chris Jones oder Abi Wallenstein. Steve Baker präsentiert sich mit dem Album als überzeugender Songschreiber, Bandleader, Arrangeur und Produzent.
Wie seine musikalischer Herkunft es erahnen lässt, ist „Perfect Getaway“ keine reines Bluesalbum geworden, sondern es reflektiert die vielseitigen musikalischen Einflüsse, die er im Laufe seines Lebens in sich aufgesogen und verarbeitet hat. Die 13 Kompositionen stammen aus Steve Bakers Feder und völlig unterschiedlichen Zeiten seiner 40-jährigen Musikerkarriere. Einige Titel hat er zwar in anderen Besetzungen schon mal eingespielt, aber meist nicht selber gesungen. Ein Großteil der Stücke sind neu komponiert und viele wurden speziell für diese Produktion geschrieben. Zusammen mit dem Bassisten Gaz produzierte Steve die Titel vor, das Album wurde in der Mühle der Freundschaft in Bad Iburg von Marcus Praed aufgenommen. Hierfür hat Baker einige der führenden Figuren der Osnabrücker Musikerszene an seine Seite geholt. Mit Kai Strauss an der Gitarre, Alex Lex am Schlagzeug, Christian Rannenberg am Klavier und Gaz (dem Alibischwaben) am Bass wurden alle Songs im wunderbaren Ambiente von Praeds Tonstudio live eingespielt. Moritz Fuhrhop spielte bei einigen Titeln die Hammondorgel. Backing Vocals wurden von Gaz sowie Steves Tochter Gina, die hier ihr Aufnahmedebüt feiert, eingesungen und bei vier Titel gibt es wonderschöne Chorgesänge von Gaz Gruppe „Opportunity“.
Die Songs sind stilistisch sehr verschieden und spannen einen weiten Bogen von Singer/Songwriter über Country, Gospel, Blues, Rock’n’Roll bis hin zum Rock härterer Gangart. Was sie auf alle Fälle vereint ist Bakers deutlich hörbare Popsensibilität, die seinen Kompositionen einen klaren eigenen Charakter verleiht. Seine Lieder haben eingängige Refrains und sind, wie sein Harpspiel auch, in erster Linie melodisch geprägt, mit fein differenzierten Grooves, zauberhaften Gitarre mit dem unverkennbar bissigen Ton von Kai Strauss und Christian Rannenbergs entspannt groovendem Klavierspiel.
Das erste, was man an Steve Bakers Songs merkt, ist dass sie zutiefst persönlich und wenig klischeehaft sind, sie wirken sehr englisch. Beispielhaft dafür ist die Einstiegsnummer „Anyway You Do“, die mit melancholischen Countryklängen beginnt und durch manche überraschende Wendung läuft, bevor sie als Uptempo-Afrobeat mit Chor ausklingt. „Blind Man Blues“ erinnert an Little Feat oder Dr. John und wird gefolgt vom akustisch groovenden Funk von „Brand New Day“, mit Gospelchor und einem wunderbar leichtfüßigen Harpsolo am Schluss. Der augenzwinkernde „Notional Security Blues“ verspottet den allgegenwärtigen Sicherheitswahn, während das autobiographische „Born In London“ irgendwie nach altem Chuck Berry klingt. Darauf folgt der reißende Punkpop vom „Apeman“ – mi Gitarrenriffs, die sowohl an die Kinks als auch an die Searchers erinnern. Der spannende Moll-Blues „Doublecrossed & Blue“, der zu Steves beliebtesten Instrumentaltiteln gehört, wird von einem überraschenden Remake der alten Have Mercy Nummer „Hustle On Down“ aus 1977 gefolgt, die im Stil von Elvis Presleys Memphis Album oder J.J.Cale entspannt herrockt. „Glad I Got You“ kommt danach wie eine Mischung aus Motown, Stones und britischem Pubrock, mit Backing Vocals von Gina und Gaz.„Nobody’s Fool“ mischt Country mit New Orleans Klavier, während „Soul Train“ reißenden Rockabilly mit einem Chor, einem Harpsolo und virtuos gespielter Gitarre vermengt.
Der Titelsong „Perfect Getaway“ ist ein Psychodrama, das mit düsteren Bluesrock Gitarrenriffs und Gesang beginnt, die dann in klassischen Britrock Refrains führen, bevor alles in ein durch wiederkehrende Hoffnung geprägtes Finale als Pophymne mündet. Das letzte Stück, das ergreifende Country-Gospel „One Word“, führt alle Elemente zum Schluß wieder zusammen, mit Steves unverkennbar lyrischem Harpspiel, großartigem Chor-Arrangement und dem letzten beseelten Gitarrensolo von Kai. „Perfect Getaway“ zeigt mit Nachdruck, dass es Steve Baker gelungen ist, sich nach einer langen Karriere als Sideman und hochangesehener Instrumentalist erfolgreich als rockender Singer/Songwriter neu zu positionieren.
01 Anyway You Do
02 Blind Man Blues
03 Brand New Day
04 Notional Security Blues
05 Born In London
06 (Don’t Wanna Be An) Apeman
07 Doublecrossed & Blue
08 Hustle On Down
09 Glad I Got You
10 Nobody’s Fool
11 Soul Train
12 Do Me
13 Perfect Getaway
14 One Word