BAD TEMPER JOE & MICHAEL VAN MERWYK

Die beiden außergewöhnlichen Slide-Gitarristen und Songwriter Michael van Merwyk und Bad Temper Joe spielen und singen auf ihrem ersten gemeinsamen, nur auf Vinyl erhältlichen Album gegenseitig eine Auswahl ihrer akustischen Blues-Kompositionen.
Der Blues in Deutschland hat eine große Hörer:innenschaft und schöpft bei Künstler:innen, die eben diesen vertreten, gleichermaßen aus dem Vollen. Zwei florierende Namen der Szene sind die der westfälischen Blues-Artisten Michael van Merwyk und Bad Temper Joe. Die beiden Hünen, MvM misst 2 m, BTJ immerhin 1,95 m Körpergröße, haben sich über die Jahre als eigenständige Persönlichkeiten und Musiker profiliert. Der ältere van Merwyk feiert im Jahr 2024 sein 40-jähriges Bühnenjubiläum, der jüngere Joe im selben Jahr 10 Jahre seit der Veröffentlichung seines ersten Albums. Den musikalischen Werdegang von Bad Temper Joe prägte Michael van Merwyk von Anfang an und stand ihm stets als Mentor und Unterstützer zur Seite. Mit „Songs 'n' Slide“ veröffentlichen sie nun ihr erstes gemeinsames Album über das Osnabrücker Plattenlabel Timezone. Wie es für den rauen und mitreißenden Akustik-Blues der beiden nicht passender sein könnte, erscheint der Longplayer ausschließlich auf 12'' Vinyl. Es ist also an der Zeit, sich einen Drink bereitzustellen, die Schallplatte aufzulegen, sich hinzusetzen, zurückzulehnen und den unvergleichlichen Klängen der beiden Musiker zu lauschen. So lässt sich Musik genießen.
Schon jeder der beiden Musiker ist eine Klasse für sich. Michael van Merwyk, auch gerne „The Bear“ genannt, ist Gewinner der German Blues Challenge, stand bei der Internationalen Blues Challenge 2013 in Memphis mit seiner Band Bluesoul auf dem Treppchen und wurde von Jury und Fachpublikum mehrfach als bester Gitarrist und Sänger bei den German Blues Awards ausgezeichnet. Sein Handwerk lernte er aus erster Hand, u.a. von Jimmy Rogers, Lazy Lester, Joe Louis Walker und Jimmy Johnson. Internationale Bluesgrößen wie Larry Garner und Big Daddy Wilson vertrauen ihm als Studio- oder Tourgitarrist, renommierte europäische Bluesfestivals laden ihn regelmäßig auf ihre Bühnen ein. Er tourt von Norwegen bis an die Mittelmeerküste, von der Atlantikküste bis nach Moskau und bleibt sich dabei immer mit seinem „American Music – Euro Style“ treu. Bad Temper Joe, der mürrische Bluesbarde aus der ostwestfälischen Provinz, hat sich in den letzten Jahren ebenfalls zu einer absoluten Ausnahmeerscheinung der deutschen Blues-Szene entwickelt. Davon zeugen unter anderem ebenfalls der Gewinn der German Blues Challenge sowie Nominierungen für diverse Blues-Awards und den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Und auch international konnte BTJ schon Wellen schlagen – ob als einziger europäischer Act im Finale der International Blues Challenge 2020 oder mit seiner Band beim großen Bluesfestival der European Blues Union in Polen 2023. Das britische Blues Matters Magazine urteilt folgerichtig: „It’s hard to believe that the sounds of the Mississippi-Delta have relocated to Germany, but they have.”
Die beiden Männer, ihre Stimmen und Gitarren, sowie zehn Lieder, eingespielt ohne Schnörkel an einem Nachmittag im Bielefelder Watt Matters Tonstudio: Das scheint das Erfolgsrezept für ein eindringliches Blues-Album zu sein. Doch was genau ist es, das den Blues dieser beiden Musiker so einzigartig macht? Die Intensität, die die Aufnahmen umschmeichelt, ist unverkennbar. Die Kompositionen wurden jeweils zur Hälfte von jedem der beiden verfasst und werden gleichermaßen auf dem Album von jedem stimmlich geprägt. Hier lässt sich der große Respekt erkennen, den die beiden füreinander haben: Jeder arrangierte, führt und singt die fünf Lieder, die der jeweils andere komponierte und der Komponist rückt in die Position des Begleiters. Das Fundament der Lieder und der Klangwelten legen die beiden dabei mit ihrem ganz eigenen Doppel-Slide-Gitarren-Stil: Bad Temper Joe spielt ausschließlich eine Weissenborn Lap Steel; van Merwyk eine alte Dobro Resonator Gitarre, die er gekonnt mit einem Bottleneck bearbeitet. Das Ergebnis ist ein ebenso spannendes wie abwechslungsreiches gemeinsames Album, das in seiner Beschaffenheit einzigartig in der deutschen Blues-Szene ist.