ISGAARD

HUMAN – menschlich, nennt Isgaard schlicht ihr achtes Album, das sie gemeinsam mit ihrem Lebens- und Musikpartner Jens Lueck aufgenommen hat, und deutet damit das umfassende Thema eines großartigen Konzeptalbums an. „Wir leben in bewegten Zeiten, die das Album maßgeblich beeinflusst haben, vor allem, wenn man sich die Zerbrechlichkeit des Menschen und unseres Planeten vor Augen führt“, erklärt die Künstlerin. Im Mittelpunkt der zehn Songs steht die Auseinandersetzung mit dem Menschen in all seiner Zwiespältigkeit. So thematisiert „BLACK SWAN“ die Ausgrenzung von Andersartigkeit, „FROZEN HEARTS“ erzählt von einer durch den Krieg in Syrien traumatisierten Generation oder „YOUR WORLD IS BROKEN“ von den Narben einer „zerbrochenen“ Kindheit. „Wir sitzen immer wieder zusammen und diskutieren über das, was die Menschheit ausmacht. All die Kreativität, Mitmenschlichkeit, Empathie, Hilfsbereitschaft auf der einen Seite, dann wiederum der Zerstörungswille, Egoismus, die Ignoranz und Kleingeistigkeit auf der anderen Seite! Das musste einfach ausgedrückt werden, genauso wie die Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit in dem Song „SEE THE LEAVES FALLING“ oder in „I COULDN ?T SAY GOODBYE, der einem verstorbenen Freund gewidmet wurde.“


Musikalisch ist das Album facettenreich spannend, immer konsequent und geprägt von einer breiten Palette an Stimmfarben, die Isgaard von Album zu Album erweitert. Elektronik trifft auf Streicher (es wurde komplette Orchester mit echten Streichern im Overdub-Verfahren aufgenommen), ungewöhnliche Samples stehen markanten Gitarren und eigenständigen Piano-Passagen gegenüber. Und die dynamischen Songstrukturen nehmen den Hörer mit auf eine emotionale Reise.
Eine besondere Stellung auf dem Album nimmt der von Art- und Progressive-Rock beeinflusste Dreiteiler „BORDERS“ (fast 17min. lang) ein, der wohl am weitesten von Isgaards bisheriger Linie abweicht. In dem Dreiteiler geht es um die Konsequenzen von innerer und äußerer Abschottung. In einer Welt, die so hoch technisiert ist und in der alles miteinander zusammenhängt, können Problem- lösungen oder Entwicklungsschritte nur dann erreicht werden, wenn man Grenzen überwindet. Im ersten Teil „AWAKENING“ wird die ungehinderte Ausbreitung des Homo Sapiens von Afrika aus über den ganzen Globus beschrieben. Teil 2 „FRACTIONING“ erzählt von der Blockbildung und Abschottung, initiiert durch Angst und übertriebenes Konkurrenzdenken. Und schließlich zeigt Teil 3 „IN THE CAGE“ eine Welt, die von Über- wachung und Mauern geprägt einem Käfig gleicht. Gerade in Teil 2 und 3 kommt das Gitarrenspiel von Jan Petersen, einem langjährigen musikalischen Weggefährten (ex-Sylvan), hervorragend zur Geltung.