Mystigma sind zurück um mit „Gebete“, ihrem 6. Studioalbum, die gewohnt dunkle Melancholie in neue Formen zu gießen. Die Osnabrücker vergleichen sich selbst mit "einem guten Wein, der mit den Jahren an Aroma und Qualität gewinnt“. Die 12 „Gebete“ des neuen Albums lassen in der Tat diesen charmanten Vergleich zu. Verstörend, beängstigend einleitend um dann doch brachial einzusteigen, definiert gleich zu Beginn der Opener "Schockraum", das neue Selbstverständnis eines düsteren Klangkosmos.
Das darauffolgende episch, sakral anmutende „Wie ein Gebet" besticht repräsentativ für das neue Werk, mit eingängigen Hooks, tiefen Gitarren und einem insgesamt äußerst dichten Soundgewand, welches nicht zuletzt durch den gezielt gesetzten Einsatz von Streichern, Flügel und Orgeln seine volle Wirkung entfaltet.
Den Spagat zwischen tiefem düster Rock und Elektro demonstrieren wiederum Songs wie das experimentell anmutende aber zeitgleich mitreißende "Erlösung" oder auch das finster- balladeske „Charon", das mit seinem orientalisch- cineastisch angehauchtem Instrumentarium eine ganz eigenartige Klangatmosphäre zu erschaffen weiß. Überhaupt legen die vier Musiker diesmal mehr denn je den Fokus auf ein reifes von Authentizität geprägtes Stimmungsbild, welches einen höchst eigenständigen Dark Rock Cocktail voller Leidenschaft und Hingabe darstellt.
Als Huldigung an vergangene Zeiten, präsentiert das Quartett zum Abschluss mit dem gothic -lastigen „Sacrificed“ , eine Coverversion der legendären ehemaligen schwedischen Death Metal Band Edge of Sanity.
Das an Patrick Süskinds "Parfum" angelehnte Herzakkord steht lyrisch stellvertretend für die Basis der Texte: 12 in Deutsch verfasste Gebete, die weder loben noch preisen, sondern anklagen und tiefe Einblicke in persönliche, fremde, sowie gesellschaftliche Abgründe, Sehnsüchte und Ängste gewähren.
Unterstützt von Backgroundsängerin Tina Frank (u.a. Eisbrecher) setzt Album Nr. 6 in vielerlei Hinsicht neue Akzente, die dem Vierer gut zu Gesicht stehen und der Band somit eine neue und feine Note verleihen.
Das im bandeigenen Studio vollständig selbst produzierte und von Dennis Mikus (u.a. Letzte Instanz) gemischt und gemasterte Album besticht durch einen warmen, organischen und druckvollen Sound.
Aufrüttelnd, anklagend, melodiös, zart und brachial gehen Mystigma somit weiter ihren Weg auf den düsteren Pfaden und entführen auf Gebete in ein Labyrinth der Finsternis.