SASCHA BENDIKS

Fotos:Felix Groteloh

SASCHA BENDIKS pfeift auf stilistische Grenzen und erzählt vom Leben – vom Leben, wie es ist, und vom Leben, wie es sein sollte.

Die zehn Songs strotzen vor Geschichten, die es wert sind erzählt zu werden. In einer Sprache, die leicht, aber beileibe nicht leichtfertig ist, haut BENDIKS Bilder und Sätze raus, die prompt hängen bleiben.

Er hat gelebt, man sieht ́s und hört ́s ihm an. „Richtungsweisend sind der Schmerz und die blanke Euphorie, und die beiden sind nicht immer klar zu unterscheiden — immer in Bewegung bleiben“ aus dem Song BEWEGUNG mündet in der Feststellung „Alles was nicht recht zusammen passt, womit du dich abgefunden hast — denk es neu“

Seine Klagelieder sind Oden an die Freude – und umgekehrt.


Er kehrt nach zwanzig Jahren Berlin zurück in den HEIMATMIEF der Kleinstadt seiner Jugend, um zu realisieren: „Was du partout nicht erinnern willst ist präsenter denn je und füllt, wie ein brodelnder See, deine Gedächtnislücken mit längst verloren geglaubten Augenblicken, du warst so naiv und stehst knietief im Heimatmief“.

TANDEMROLLATOR ist schlicht eine der schönsten Liebeserklärungen überhaupt „Wir legen irgendwann unsere Zähne ins selbe Glas (...) wenn wir nicht glauben zu wissen wer wir sind“.

Musikalisch hat er sich ganz bewusst keine Grenzen gesetzt, verbindet etwa tomwaitsches Rumba-Gerumpel (die Stimme dafür hat er ja), mit traumhaft schönem Klarinetten-kleinst-Orchester (ja, Klarinetten!) und texanisch-verstaubten E-Gitarren (AMSTERDAM), um gleich darauf mit Lapsteel und

gestrichenem Kontrabass dem Mond zu danken: „Das ganze Universum bloß zwei mal zwei Meter groß — klein, aber makellos“. (MEIN ALTER KUMPEL MOND)


Auf dem stilistisch zwischen Pop, Americana und Chanson changierenden Album sorgen mitunter treue Weggefährten für unverkennbare Klänge. Axel Müller (BAP, Gregor Meyle) und JennyThiele (Fortuna Ehrenfeld, Rainald Grebe) geben sich die Ehre, Bendiks' ausgeprägten Sound noch weiter zu bereichern.

Produziert wurde BEWEGUNG von Tobias Schwab in aller Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Land im Labor Höllental. Das Album klingt abgehangen, entspannt, poetisch und vielschichtig. So ließe sich auch BENDIKS selbst gut beschreiben.

Live und solo bricht er die Songs weiterhin auf ihre skeletale Form herunter, denn „Ein guter Song funktioniert immer auch mit nur einer Gitarre oder einem Klavier. Fertig. Muss reichen“. Im Albumkontext jedoch gibt es keine Grenzen!

„Leichtes Gepäck“ von Sascha Bendiks, das sind Songs von einem, der das Glück genau dort sucht, wo wir es zuletzt abgelegt haben.