Clara Blume - Soñemos, Alma (CD)

Clara Blume - Soñemos, Alma (CD)

TZ2406

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Nachdem die Wiener Songwriterin mit ihrem gefeierten Debüt Album Here Comes Everything (earcandy recordings 2015) bereits alle Register gezogen hatte, wechselte sie für ihr zweites Studioalbum flugs den Kosmos und damit auch die Sprache, denn alle neun Lieder sind auf Spanisch gehalten, ihrer Muttersprache. Die Jahre zwischen erstem und zweiten Album füllte die umtriebige Kulturwissenschaftlerin mit der Publikation ihrer Dissertation zum Spanischen Bürgerkrieg und einem Umzug nach San Francisco, um an der Schnittstelle von Kunst und künstlicher Intelligenz zu forschen.
Die instrumentale Landschaft von Soñemos, alma (Lass uns träumen, Seele) ist breit gefächert, mit sicherer Hand einfühlsam produziert (Nefzger/Pristernik) und wunderbar zurückhaltend instrumentiert. Das intensivste Instrument von allen ist freilich Clara Blumes Stimme. Prägnant, gefühlvoll, wütend fordernd, kraftvoll geerdet und empfindsam sich in hauchzarte Höhen verlierend, umgarnt sie uns verführerisch, mal voller existenziellem Ernst, mal augenzwinkernd ironisch. Hypnotisch zieht sie uns in ihren Bann und damit in ihre Welt, wobei es überhaupt nicht wichtig ist, ob man Spanisch versteht oder nicht, denn man spürt, dass es hier um nichts geringeres geht als um das Leben, um unser Dasein.
In jeder der neun Nummern spürt man, dass es sich hier um eine ungemein belesene, intellektuelle, nachdenkliche und gleichzeitig intuitive und gefühlvolle Künstlerin handelt, die alle Extreme und die Grauschattierungen dazwischen abdeckt. Und genau darum geht es unmissverständlich im Eröffnungssong No quiero, im Grunde aber in allen Liedern des Albums: Clara Blume möchte sich nicht festlegen lassen, möchte nicht das eine oder das andere sein müssen.
Wie das Leben selbst ist auch Soñemos, alma nicht immer nur tiefgründig und nachdenklich, sondern enthält ebenso fröhliche Liebeslieder im upbeat Tempo, wie Sólo und Olerte oder launig, böse Songs wie Lista. Am außerordentlichsten wird die große Kunst der Songwriterin Clara Blume in dem einzigartigen Lied Disparate, in dem sie ein intimes Gespräch mit Francisco de Goya führt, diesem großen spanischen Maler und Aufklärer, den sie ernüchtert fragt, was er wohl dazu sagen würde, dass sich die Welt trotz seiner Bemühungen und seiner bedeutenden Stellung in der Kunstgeschichte nicht verändert hat. Noch immer bestimmen Scheinheiligkeit, Brutalität und Heuchelei unsere Gesellschaft, nichts hat sich in den letzten zweihundert Jahren verbessert. Doch es ist ja glücklicherweise nicht die Aufgabe der Kunst, die Gesellschaft zu verändern, sondern das Individuum in seinem Innersten zu berühren. Und Soñemos, alma ist der Beweis dafür.

01 No quiero (prefacio)
02 No quiero
03 Sólo
04 Lista
05 No te reconozco
06 Sé que no sé
07 Olerte
08 Disparate
09 Soñemos, alma
10 Todo tu