Lange vor seinem von der Presse gefeierten Albumdebüt "Origins" (2009) und dessen ebenso hochgelobtem Nachfolger "Solaria" (2012) machte Kevin Werdelmann alias Slowtide schon mit den beiden Demo-CDs "Time Escape" (2001) und "Things That Fade" (2002) auf sich aufmerksam. Diese längst vergriffenen Frühwerke waren noch im besten Do-it-yourself-Gewand als CD-Rohling mit selbst ausgedrucktem Cover zu erstehen.
Neun Lieder, die in schlicht instrumentierter Kulisse auf engstem Raum und mit wenigen Spuren im Schlafzimmer entstanden, denen aber schon in den Demospalten einschlägiger Magazine großes Potential bescheinigt wurde. Mehr als 15 Jahre später flöst Kevin mit dem Album "A Gentle Reminder" diesen rohen Demo-Fragmenten neues Leben ein, kleidet sie mal elegisch mit Streichern und Flügeln, mal berauschend mit Gitarren und Synthesizern, mal gar nicht.
Eine Neuinterpretation von jugendlichen Ideen aus gereiftem Blickwinkel, denen man zweifelsohne anhört, dass sie dem Künstler am Herzen liegen.
Das entstandene Album versteht sich dabei eher als Kompilation, als Rundgang durch eine Ausstellung stilistisch divergierender Bilder vergangener Zeiten und huldigt damit ungeniert der Vielfalt der Möglichkeiten. So startet das Album mit dem von Angst durchzogenen, flirrenden Synth-Rock Opener "Today", verliert sich kurz darauf im intimen Chamber Pop von "Soothing Light" in zermürbender Schwermütigkeit, mahnt den Perspektivenwechsel über einem pulsierendem Lofi-Drumloop in "The Shape of Things" und schwitzt sich anschließend durch den patzigen 70er Rock von "Get Up You're Free".
Ganz in diesem Sinne steht die Ambivalenz im lyrischen Fokus: die Auflehnung gegen die eigenen Dämonen und die verheerende Kapitulation, die letzten Chancen und die ewigen Versäumnisse, aufkeimende Hoffnung und aussichtslose Verzweiflung.
1. Today
2. Soothing Light
3. The Shape Of Things
4. Get Up You’re Free
5. Safe
6. Halcyon Days
7. Lights
8. The Story Of Your Life
9. Fall Down