ANDY JONES

Fotos: Manfred Pollert

Ein emotionales Pendel zwischen Melancholie und Optimismus. Eine Gemeinschaft aus Verlust, Trauer, Entfaltung und Hoffnung. Ein Aufruf zum Handeln. Fights Like Ours ist Andy Jones’ drittes und bislang persönlichstes Album. Der Singer-Songwriter befasst sich dabei mit zutiefst emotionalen Geschichten. Der Tod seines Vaters (I Don‘t Have Your Voice) und der Kampf seiner Mutter gegen den Krebs (Still Be Here) werden genauso zum Gegenstand der Songs wie seine eigenen, lang unterdrückten und versteckten emotionalen Narben.


Aber auch die gesellschaftskritischen Themen sind ihm nicht ausgegangen: So thematisiert er die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen (Fights Like Ours), den Rechtsradikalismus in Deutschland (You Don‘t Speak for Me) und die schwarzen Schafe der Musikszene (No Reciprocity). Außerdem setzt Jones seine Tradition fort, die Geschichten Anderer musikalisch zu erzählen (Running from Yourself, Better Late Than Never). Und wenn er die Geschichten nicht kennt, dann malt er sie sich anhand wahrer Beobachtungen und Interaktionen aus (Happy Now). Während er mit weiteren Songs philosophische (Shadows on a Cave Wall), metaphorische (Leaves, Where No Ships Remain) und imaginative Wege (Only One Arrives, The Life You Didn‘t Lead) erkundet, veröffentlicht der aus Großbritannien stammende Singer-Songwriter mit „Unumgehbar“ einen Bonustrack in der Sprache des Landes, das er seit nunmehr 15 Jahren seine Heimat nennt.
Musikalisch hat Fights Like Ours Jones dazu veranlasst, über den Tellerrand zu schauen: Sein üblicher Mix aus Rock, Folk und Piano-Pop wird nun durch Elemente der Ambient-, Country- und Indiepopmusik ergänzt. Textlich tragen einige Lieder die Früchte seiner Zusammenarbeit mit der Newcomer-Singer-Songwriterin Emily Larkin. Auch instrumentell experimentiert Jones weiter und bietet neue Klänge durch die Einbindung des Harmoniums, der Lapsteel-Gitarre, des Theremin, der Daf-Trommel und elektronischer Beats. Und in seiner eigenen Spielweise zeigen sich ebenfalls neuere musikalische Einflüsse: Der sonst eher als Strummer bekannte Gitarrist nutzt in einigen Songs nun auch Fingerpicking, wie man es auch von Größen wie Damien Rice, Glen Hansard, John Paul White und William Fitzsimmons kennt. Dennoch sind Jones’ „Rockwurzeln“ nicht zu überhören, wenn immer wieder ruhigere Anfangspassagen in kraftvolle Crescendos übergehen.


Unspoken (2016) ist ein Konzeptalbum über eine fiktive gescheiterte Beziehung. Shield (2018) befasst sich ebenfalls mit Beziehungen, beinhaltete darüber hinaus aber eine Vielzahl an Botschaften zu persönlichen, ethischen und politischen Themen (Elternschaft, Tierschutz, Flüchtlinge, Krieg, politische Gleichgültigkeit). Fights Like Ours offenbart nun Andy Jones’ scheinbar grenzenlose musikalische Vorstellungskraft, sein poetisches Können und seine unausweichliche emotionale Tiefe. Wie zuvor setzt Jones seine künstlerischen Talente ein, um Rücksicht, Mut und Selbstfürsorge zu fördern. Die Zuhörenden werden eingeladen, sich der unsichtbaren Legion der Überlebenden, die gegenwärtige und vergangene Hindernisse überwunden haben, anzuschließen. Fights Like Ours ist Jones’ Beitrag zum Soundtrack dieser Bewegung.