2011 debütierte Michael van Merwyk mit seiner hochkarätig besetzten Band Bluesoul, also vor rund zweieinhalb Jahren. Das sollte man im Hinterkopf behalten und notfalls immer wieder einmal laut lesen wenn einen der Unglaube befällt angesichts dessen wie Bluesoul diese zwei Jahre verbracht haben. Das Quartett spielte sich aus dem Stand in eine internationale Liga, alleine mit dieser Formation veröffentlicht van Merwyk nun die dritte Platte. 2013 gab es eine Sensation die man überhaupt nicht kleinreden kann oder sollte. Auf der 29. International Blues Challenge in Memphis/Tennessee, dem weltweit größten Musiker-Wettstreit, konnten Bluesoul als erste europäische Band in der 29-jährigen Geschichte des Wettbewerbs das Finale erreichen. Ihr „American Blues – Eurostyle“ traf ohne Zweifel einen Nerv bei den dekorierten Juroren im Mutterland, bei Bluesoul fügt sich alles schlicht und einfach zu gut zusammen.
Die publikumsorientierte Performance lobten die einen, andere hoben die überragenden Fähigkeiten der beteiligten Musiker hervor, auf den eigenständigen Bandsound und das hochwertige Songwriting konnten sich alle einigen. Das fängt beim überaus versierten und eklektischen Spiel Merwyks an. Ob Diddley Bow, Squareneck, Roundneck, Lapsteel, oder elektrisch, Michael van Merwyk kennt sein Instrument in- und auswendig und hat es zu einem wesentlichen Bestandteil seiner künstlerischen Stimme werden lassen. Sein immenses Repertoire und tiefes Wissen über die Musik der er sich verschrieben hat verarbeitet er scheinbar mühelos in seinen eigenen Songs, deren Ursprung aber immer als Blues identifizierbar ist. Aber längst ist der Sound des Quartetts dem engen Korsett „Blues“ entwach- sen und hat sich auch nie als Revival- band verstanden. Vielmehr schöpfen die vier Musiker ohne Scheuklappen und scharfem Blick auf die Gegenwart aus dem reichen Fundus vieler Styles die sich im Sammelbecken der american roots music finden. Bluesoul gelingt das scheinbar Paradoxe, mo- derne wie traditionsbewusste Gitarrenmusik ohne je in solistische Selbst- gefälligkeiten abzudriften - da braucht es jetzt auch kein Namedropping mit Referenzen oder Einflüssen, Merwyk ist ohne Zweifel ein Songwriter mit eigener Identität.
Na gut, eins: „Your songwriting and your playing is really something special. The world needs more bluesmen like you“, konstatiert Louisiana-native Larry Garner.
Auf das viel beachtete Debüt „New Road“ folgte 2014 die in Rekordzeit eingespielte Akustik-EP “Ease My Pain” auf der der Bandsound mit Mandoline und Banjo angereichert wird, Schlagzeuger Bernhard Weichinger weiß mit Cajon, Snare und Cymbal ein reduziert-effektvolles Backdrop zu Jochen Bens‘ und Merwyks eloquent verzahnten Gitarren zu legen, während nicht zuletzt Olli Gee’s souveränem Bassspiel zum Dank alles so wunderbar easy klingt. Und jedes Kind weiß, make it look easy ist ungleich easy. Nun folgt also am 27.02.2015 mit „New Shoes“ auf GrooveStew Records das dritte Outing der umtriebigen Band. Es gibt ein Wiedersehen mit dem „Happy Man“ von der EP, und das elektrische Gewand steht ihm ausgezeichnet.
Klanglich wie spielerisch auf beeindruckendem Niveau liefern Bluesoul ihren ureigenen „American Blues – Eurostyle“ anno 2015 ab. Der schwergewichtige Titeltrack kommt als Catfish Blues Jam auf einen zu, der Hüne aus Rheda intoniert bedrohlich wie bedroht, „Heal My Wounds“ unterstreicht dass man es mit einem sensiblen Sänger und Texter zu tun hat, der großzügig genug ist uns - die Hörer – hereinzulassen. Seine kräftige Stimme bedient dabei ein Spektrum von balladeskem, klarem Gesang bis hin zu Waitsesquem Grollen. Schlüssig wird die Tiefe seiner Songs und Lyrics mit adäquater Vocalfinesse effektvoll in Szene gesetzt. Falls es je Zweifel gab an jener „New Road“ die Michael van Merwyk & Bluesoul vor nicht allzu langer Zeit einschlugen, kann man sich beruhigen. Sie machen alles richtig. Und bei dem Tempo das sie auf ihrer Reise hinlegen leidet nun einmal zuerst das Schuhwerk. Mit „New Shoes“ sollte dieses Problem auch aus der Welt geschaffen sein.
01 Won't Get Any Better
02 Warm
03 Happy Man
04 Lullaby
05 New Shoes
06 At Least Some Day
07 Desire
08 Lonely Days
09 Heal My Wounds
10 Ain't No Use
11 Leaving